Großbühnen


Die Großbühnen in Wien und in den meisten Landeshauptstädten arbeiten nach dem im deutschsprachigen Raum vorherrschenden Repertoiretheatersystem. Sie binden ein mehr oder weniger festes Ensemble ans Haus und bieten über die gesamte Spielzeit ein meist täglich wechselndes Repertoire eigener Produktionen. Gastspiele und Koproduktionen werden fallweise angeboten, bleiben aber aufgrund der komplexen Organisationsstruktur dieser Häuser die Ausnahme. Wichtige österreichische Großbühnen mit Repertoirebetrieb sind in Wien das Burgtheater, die Wiener Staatsoper das Volkstheater und das Theater in der Josefstadt; in den Bundesländern die Bühnen Graz, das Landestheater Linz und das Tiroler Landestheater in Innsbruck.



Bundestheater


Mit dem Ende der Monarchie gehen das vormalige k.k. Hofburgtheater (heute Burgtheater) und das k.k. Hof-Operntheater (heute Wiener Staatsoper) 1919 in den Besitz der Republik über. Bis in die Gegenwart regelt ein eigenes Gesetz Aufgaben und Betrieb der Bundestheater. In der aktuellen Organisationsform steht eine Bundestheater-Holding zwischen dem zuständigen Ministerium und den selbstständigen Einzelgesellschaften Burgtheater, Wiener Staatsoper, Volksoper Wien (Bundestheater seit 1955) und ART for ART, den vormaligen Bundestheaterwerkstätten.

Burgtheater


Spielstätten des Burgtheaters sind das 1888 nach dem Vorbild der Dresdner Semperoper errichtete Haupthaus an der Wiener Ringstraße, seit 1922 das Akademietheater und derzeit das Kasino am Scharzenbergplatz . Das Burgtheater ist die wichtigste Schauspielbühne des Landes und das größte Sprechtheater Europas. In über 550 Aufführungen in den verschiedenen Spielstätten verzeichnet das Burgtheater ca. 240.000 Theaterbesuche in der Spielzeit 2019/20.

In der Direktionszeit von Claus Peymann (1986-99) wurde das Burgtheater, mit Uraufführungen österreichischer Autor:innen wie Thomas Bernhard, Peter Turrini und Elfriede Jelinek, Ort einer intensiven öffentlichen Debatte über die kulturelle und politische Identität Österreichs, wie auch seiner Geschichte im 20. Jahrhundert. Bis heute ist das Burgtheater erste Adresse für Regisseur:innen und Schauspieler:innen im gesamten deutschen Sprachraum und darüber hinaus. Der Regisseur Martin Kušej leitet das Haus seit 2019. 

Wiener Staatsoper

„Die Wiener Staatsoper ist das repräsentative Musiktheater für Oper und Ballett und gilt als eines der wichtigsten Opernhäuser der Welt, vor allem als das Haus mit dem größten Repertoire.“

1869 an der damals neu geschaffenen Wiener Ringstraße erbaut, war die heutige Wiener Staatsoper Wirkungsstätte von Dirigenten wie Gustav Mahler, Richard Strauss, Herbert von Karajan oder Lorin Maazel. Das Opernorchester rekrutiert sich aus den Mitgliedern der Wiener Philharmoniker. Das Haus ist Austragungsort des Wiener Opernballs. Der österreichische Musikmanager Bogdan Roščić leitet die Staatsoper seit 2020, sein Vertrag wurde 2022 bis 2030 verlängert.


Volksoper

Die Volksoper Wien am Währinger Gürtel im 9. Wiener Gemeindebezirk wird seit 1903 als Musiktheater betrieben. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges diente das Haus bis 1955 als Ausweichquartier für die Wiener Staatsoper. Danach wurde es in die  Bundestheater eingegliedert und als selbstständiges Musiktheater für Oper, Operette und Musicals betrieben. Das Haus widmet sich als einzige Wiener Bühne dem traditionellen Genre der Operette und versucht, es zu modernisieren und aufzuwerten.

Die niederländische Opernregisseurin Lotte des Beer leitet das Haus seit der Spielzeit 2022/23.

Weitere Großbühnen in Wien

Neben den Bundestheatern existieren in Wien weitere Großbühnen, die mit Zuwendungen der Republik Österreich und der Gemeinde Wien betrieben werden



Volkstheater Wien

Ein Verein Wiener Bürger, unter ihnen der Dramatiker Ludwig Anzengruber, gründete 1889 das heutige Volkstheater als „Deutsche Volkstheater“ Helmer und Fellner am Weghuberpark ist mit vielen technischen Neuerungen (eines der ersten Theater mit elektrischer Beleuchtung) Vorbild für viele spätere Theaterbauten in Mitteleuropa, etwa für das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg.

Emmy Werner leitete von 1988 als erste Intendantin eines großen Wiener Theaters das Haus und prägte über 17 Jahre seinen Stil mit „starken Frauen“ der Theaterliteratur und regelmäßigen Erstaufführungen zeitgenössischer österreichischer Autor:innen. Mit dem „Volkstheater in den Bezirken“ betreibt das Volkstheater als einzige Wiener Großbühne eine Tournee über 19 Spielstätten in 14 außerhalb der :innenstadt gelegenen Stadtbezirken. Kay Voges leitet das Volkstheater seit der Spielzeit 2020/21.

Theater in der Josefstadt


Gegründet 1788 ist das Theater in der Josefstadt das älteste noch bespielte Theater der Stadt. Der heutige Bau wurde 1822 errichtet. 1924 ließ Max Reinhardt das Haus zum heutigen Stand nach dem Vorbild eines venezianischen Logentheaters umbauen. Mit den Kammerspielen der Josefstadt betreibt das Theater eine weitere Spielstätte in der Wiener City.

Die Josefstadt erreicht über 240.000 Zuschauer:innen in ca. 400 Aufführungen in der Spielzeit 2019/20. Das Theater erreicht das mit einem Stamm von Abonnent:innen, die dem Haus über Jahrzehnte treu bleiben. Der derzeitige Direktor Herbert Föttinger hat den Spielplan immer wieder mit Erfolg um neue Stücke und Theaterformate erweitert.



Theater der Jugend

Mit ca. 47.000 Abonnent:innen zählt das Theater der Jugend zu einem der größten Theaterorganisationen für Kinder und Jugendliche in Europa. Es produziert eigene Aufführungen an zwei Spielstätten, dem Renaissance-Theater im 7. Wiener Gemeindebezirk und dem Theater im Zentrum. Hinzu kommt ein umfangreiches theaterpädagogisches Vermittlungsprogramm. Unter der Leitung von Thomas Birkmeir (seit 2002) setzt das Haus in seinen Eigenproduktionen vermehrt auf Ur- und Erstaufführungen.


Vereinigte Bühnen

Die Vereinigten Bühnen Wien sind eine Tochtergesellschaft der stadteigenen Wien Holding GmbH. Seit 1987 bietet die Gesellschaft in der Stadt Musicalproduktionen an, im Raimundtheater, einer 1893 errichteten ehemaligen Operettenbühne im 6. Wiener Gemeindebezirk, im sanierten Ronacher  (vormals Etablissement Ronacher, gegründet 1888) in der Wiener :innenstadt und bis 2005 auch im Theater an der Wien am Wiener Naschmarkt.

Seit 2006 wird das 1801 gegründete Theater an der Wien Opernhaus nach dem Stagionesystem mit internationalen Koproduktionen und Gastspielen betrieben. Seit 2012 nutzt das Theater an der Wien die Wiener Kammeroper als zweite Spielstätte. Seit 2022 leitet der Opernregisseur Stephan Herheim das Theater an der Wien.


Landestheater

In den österreichischen Bundesländern wird das Theaterangebot hauptsächlich von Mehrspartentheatern in den Landeshauptstädten bestritten, die nach dem Repertoiresystem arbeiten.

Die Bühnen Graz bieten im 1899 eröffneten Opernhaus, dem Schauspielhaus in der inneren Stadt und dem Kinder- und Jugendtheater Next Liberty ca. 200 Aufführungen im Musiktheater, über 200 an verschiedenen Spielstätten im Schauspiel, sowie ca. 80 Vorstellungen (Spielzeit 2019/20) für junges Publikum an.

Mit dem 2013 fertiggestellten Musiktheater hat das Landestheater Linz  eine künstlerische und budgetäre Aufwertung erfahren. Aber auch im Sprechtheater, mit seinem Ballettensemble und einem vielfältigen Angebot für junges Publikum findet das Landestheater an seinen bisherigen Spielstätten immer wieder Beachtung über die Region hinaus.

Das Tiroler Landestheater Innsbruck verfolgt seine Geschichte zurück bis ins Jahr 1629, als in der Nähe ihres heutigen Standorts ein erstes „Comediehaus“ nach italienischen Vorbildern errichtet wurde. Im Großen Haus, den Kammerspielen und weiteren Spielstätten darunter auch dem 2018 eröffneten Haus der Musik bot das Tiroler Landestheater in der Spielzeit 2019/20 ca. 280  Aufführungen in Musiktheater, Schauspiel, Ballett sowie Kinder- und Jugendtheater.

Das Landestheater Salzburg ist während des Sommers einer der Spielorte der Salzburger Festspiele, zeigt aber auch über die Saison etwa 200 Vorstellungen (2019/20) in Schauspiel, Musik-, Kinder- und Jugendtheater. Je eine Produktion richtet das Landestheater auch im Großen Festspielhaus der Salzburger Festspiele und im Haus für Mozart aus.

Das Stadttheater Klagenfurt bietet Aufführungen im Bereich Musiktheater, Schauspiel und Kinder- und Jugendtheater an.  Weitere Landesbühnen mit festen Schauspielensembles sind das Vorarlberger Landestheater in Bregenz und seit 2004 das Landestheater Niederösterreich in St. Pölten. Die Bühne Baden pflegt das Genre der Operette.